„Was geht ab, Opa?“, fragt Jürgen und zieht sich eine Cola rein. Karl schlürft an seinem Kaffee mit Schoko. In der Kaffeekantine gibt es mehrere Sorten, da probiert er sich gern durch. „Habe heut’ schon viel geschafft“, sagt er, „und du, Junge?“ – „Heute hab’ ich das mit dem Feilen wirklich rausgekriegt“, meint Jürgen, „der Max hat’s mir noch einmal gezeigt, nachdem ich ihn gefragt hatte. Richtig freue ich mich aber aufs zweite Lehrjahr, wenn ich programmieren lerne.“
Karl streift sich mit der Hand über den Rücken: „Ich bin echt stolz auf dich, Junge!“, sagt er. „Das Feilen ist aber wichtig. Wer das nicht kann, kann gar nichts.“ Jürgen seufzt: „Ja, Opa, ich mach das ja eh schon sehr gut. Wie geht’s eigentlich deinem Kreuz?“ Karl nimmt die Hand vom Rücken. „Ach das“, sagt er, „nur alte Gewohnheit. Unser Chef hat sich ja damals super um mich gekümmert. Und seit der Umschulung bin ich im Lager stellvertretender Leiter, da hab ich keine Probleme mehr.“
Karl und Jürgen sprechen hier kurz und bündig alle Punkte an, die auch der finnische Wissenschaftler Juhani Ilmarinen in seinem „Haus der Arbeitsfähigkeit“ als ausschlaggebend für ein förderliches Arbeiten angeführt hat. Dieses Gebäude besteht aus vier Stockwerken, die ersten drei sind persönliche Kompetenzen der Mitarbeiter: Gesundheit, Qualifizierung und Einstellung zur Arbeit (Motivation).
Die Bedeutung des Arbeitsplatzes
“Ich glaube, der wichtigste Faktor, um Arbeitsfähigkeit zu fördern, ist der Arbeitsplatz selbst“, erklärt Juhani Ilmarinen das vierte Stockwerk seines Hauses, die Arbeitsbedingungen. „Das Entscheidende ist, die Arbeit so zu gestalten, dass es für alle Generationen passt, nicht nur für die Älteren.“
Denn jede Generation hat etwas zu bieten! Verfügen die Jungen noch über eine große Motivation, ihre Arbeitsgeschwindigkeit und -leistung zu erhöhen, haben sich Ältere bereits auf einem guten Niveau eingependelt. Je höher das Alter und damit die Erfahrung, desto weniger tatsächliche Arbeitsleistung müssen Mitarbeiter aufbringen, um höhere Wirkung zu erzielen und immer höhere Effektivität zu erreichen.
Jede Generation hat etwas zu bieten
Mit der Zeit wird aus dem Junior ein Profi, in mittleren Jahren dann ein Meister. Doch da hört die Steigerung des Wertes eines Mitarbeiters für das Unternehmen noch lange nicht auf. Ab 45 gebührt ArbeitnehmerInnen zurecht der Titel „Coach“. Denn ab diesem Alter bringen sie unter den für sie passenden Arbeitsbedingungen nicht nur ausgezeichnete Ergebnisse, sie geben ihre langjährige Erfahrung immer geduldiger und einfühlsamer an die Jüngeren weiter.
Um dieses Zusammenspiel der Generationen zu erreichen, muss jeder Mitarbeiter Arbeitsumstände vorfinden, die seinen Bedürfnissen so gut wie möglich entsprechen. Um das zu ermöglichen, sagt Juhani Ilmarinen „ist es am Wichtigsten, die individuellen Bedürfnisse zu verstehen. Das kann der Vorgesetzte aber nicht allein“, fügt der finnische Wissenschaftler hinzu, „das muss von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen kommen. Daher sind Gespräche so wichtig.“
Wir freuen uns über Ihre Kommentare!
- Wo kommt bei Ihnen im Betrieb das „altersgerechte Arbeiten“ ganz alltäglich vor?
- Gelingt es immer, den Arbeitsplatz an die individuellen Bedürfnisse der MitarbeiterInnen anzupassen?
- Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Zitate von Juhani Ilmarinen stammen aus dem Video „Führung und Arbeitsfähigkeit“ auf der Website: http://www.juhaniilmarinen.com/videos/#Saksa
